Dienstag, 9. Februar 2010

Gedanken zu Matthäus 9, 19-26

Matthäus 9, 19-26

„Während Jesus so mit ihnen redetet, kam ein Synagogenvorsteher, fiel vor ihm nieder und sagte: Meine Tochter ist eben gestorben, komm doch, leg ihr deine Hände auf, dann wird sie wieder lebendig. Jesus stand auf und folgte ihm mit seinen Jüngern. Da trat eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt, von hinten an ihn heran und berührte den Saum seines Gewandes, denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, dann werde ich geheilt. Jesus wandte sich um, und als er sie sah, sagte er: Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat Dir geholfen. Und von dieser Stunde an war die Frau geheilt. Als Jesus in das Haus des Synagogenvorstehers kam und die Flötenspieler und die Menge der klagenden Leute sah, sagte er: geht hinaus! Das Mädchen ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Als man die Leute hinausgedrängt hatte, trat er ein und fasste das Mädchen an der Hand, da stand es auf. Und die Kunde davon verbreitete sich in der ganzen Gegend.“

In knapper Reihenfolge haben wir es hier mit zwei Wundern zu tun. Die blutflüssige Frau wird geheilt, weil sie geglaubt hat. Ähnlich wie der Hauptmann (siehe letzter Eintrag) fühlte sie sich nicht würdig, dass Jesus zu ihr sprach oder sie berührte – sie wollte nur den Saum seines Kleides anfassen. Jesus spürt ihren Glauben und dreht sich um. Es ist, als sei ihr Glaube Materiel - spürbar, berührbar, sichtbar. Denn Jesus nimmt ihn war, ohzne sich noch umgedreht zu haben. Liebevoll nennt er sie „Meine Tochter“. Und die Heilung tritt schlagartig ein.
Interessant ist, dass er den Menschen, die um das Mädchen trauern, sagt, dass sie nur schlafe. War sie tatsächlich noch nicht gestorben und er hat sie geheilt? Oder wollte er das Wunder „tiefstapeln“ indem er sagt sie schlafe nur? Die Menschen lachen ihn aus. Dabei müssen sie schon von den Wundern gehört haben, die er gewirkt hat. Es muss bereits bei ihnen angekommen sein, was dieser Jesus vermag. Es ist das erste Mal, dass er einen Toten zurück ins Leben bringt. Er lässt sie lachen. Trotz Spott und Hohn erweckt er sie zum Leben, weil ihr Vater glaubte. Hier kommt die Familie hervor – der Vater, der für seine Tochter bittet. Und Jesus vollbringt das Wunder – nicht weil das Mädchen glaubte, sondern der Vater. Der Glaube von Familie und Freunden kommt immer wieder in Geschichten von Wundern zum tragen. Hier haben wir die Gegenüberstellung ganz konkret. Die Frau glaubte selbst. Der Vater für das Kind. Ob das Kind zum Glauben gekommen ist durch seine Auferweckung? Ob die Menschen, die gelacht haben, sich geschämt haben wegen ihres Unglaubens?

Montag, 8. Februar 2010

Gedanken zu Matthäus 8, 5-13 Der Hauptmann von Kafarnaum

„Als er nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran und bat ihn: Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen. Jesus sagte zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Da antwortete der Hauptmann: Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund. Auch ich muss Befehlen gehorchen und ich habe selbst Soldaten unter mir, sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er und zu einem anderen: Komm!, dann kommt er und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt, als er das hörte und sagte zu denen, die ihm nachfolgten: Amen, das sage ich Euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei keinem gefunden. Ich sage Euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tisch sitzen, die aber, für die das Reich bestimmt war, werden hinaus geworfen in die äußerste Finsternis, dort werden sie heulen und mit den Zähnen Knirschen. Und zum Hauptmann sagte Jesus: Geh! Es soll geschehen wie du geglaubt hast. Und in derselben Stunde wurde der Diener gesund.“

In diesem Beispiel eines Wunders ist der Glaube des Hauptmannes so groß und so demütig, dass es einem fast irritiert. Er glaubt, dass Jesus nur mit einem Wort – einem Gedanken – seinen Diener gesund machen kann. Er glaubt, dass Jesus nicht anwesend sein muss, um diesen zu heilen. Der Hauptmann hat begriffen, dass Jesus Gottes Sohn ist und so Vollmacht über Himmel und Erde hat.
Er zweifelt nicht an dieser Vollmacht.
Keine Sekunde.
Das erklärt sich auch aus seinem Beruf – seiner eigenen beruflichen Lebenserfahrung.
Er betrachtet die Situation ganz praktisch. Für ihn scheint die leibliche und die geistige Welt nicht getrennt. Was er in dieser Welt befehlen kann, dass traut er Jesus zu, in der geistigen zu können. Ohne mit der Wimper zu zucken. Er versteht den ganzen Umfang von Vollmacht, weil er selbst Vollmacht besitzt. Und trotz seiner Position weiß er, dass er nicht würdig ist. Er bittet demütig – wie einer, der nichts zu erwarten hat. Aber auch beharrlich, wie einer, der weiß, dass er nichts zu verlieren hat. Ihm wird die ganze Gnade Gottes zuteil.

Erstaunlich finde ich, dass Jesus sagt: „Amen, das sage ich Euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei keinem gefunden.“ Das sagt er denen, die ihm nachfolgen, denen die jeden Tag mit ihm verbringen – seinen Worten lauschen und seine Taten bezeugen. Vielleicht ist das Beispiel des Hauptmanns so irritierend, weil es so einfach und so praktisch – ja beinahe „biologisch“ ist. Es ist die einfach simple Rechnung – was in dieser Welt funktioniert, das funktioniert auch in der, die wir nicht sehen.
Mich fasziniert das.

Dienstag, 2. Februar 2010

Beobachtung

Da steht er. Lässig mit der rechten Schulter an der Wand angelehnt, ruht er an der Ecke der Fensternische und lässt den Blick über die Menschen gleiten. Sein Blick ist offen und interessiert, bleibt aber nicht an etwas oder jemandem hängen. Es scheint ihn nicht zu stören, in einem Raum voller Menschen, alleine dazustehen und einfach seine Zigarette zu genießen. Ich habe ihn schon früher gesehen – wie er mit einem Bier in der Hand an der Tanzfläche stand. Einfach nur beobachtend. Nicht suchend, mit wem er jetzt sprechen könnte. Nicht geniert auf seine Füsse starrend oder unruhig an seinem Ärmel spielend. Ganz unbefangen steht er einfach da und hat den anderen biem tanzen zugesehen. Scheinbar seiner Selbst gar nicht bewusst. Ganz auf das blickend, was sich ihm bietet. Den Blick ganz aus sich herausgerichtet. So nimmt er jetzt auch in der Ecke den Raum für sich ein. Es geht eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit von ihm aus. So, als würde er über den Dingen stehen. Es ist ihm entweder nicht bewusst oder aber egal, dass Blicke ihn treffen. Das ist es wohl, was man meint, wenn man über jemanden sagt: "Er ruht in sich selbst"