Donnerstag, 30. Dezember 2010

500 Rickshaw-Man...

...vor dem Mutter Theresa Haus Shishu Bahwan. Als ich um halb neun dort ankomme, sind bereits ca. 80 Maenner gekommen. Alte, junge, kleine und grosse - die meisten mit tiefen Lebenfallten im Gesicht. Duenne, aber meistens kraeftige Maenner.Wir werden sofort von der grossen, blonden Spanieren, die das Projekt leitet, eingespannt die Maenner dazu zu bewegen sich in einer Reihe am Strassenrand aufzustellen. Wenn das nicht klappt, kommt die Polizei, weil ein riesen Stau entsteht und verbeitet die Aktion. Also versuchen wir den Indern mit Haenden und Fuessen klar zu machen, was passieren soll. Das ist garnicht so einfach. Die meisten winken aufgeregt mit ihrem Tickets vor meiner Nase rum, grinsen und nicken eifrig, schauen fragend - wissen wollend ob sie tatsaechlich etwa bekommen,  lassen sich dann aber doch bewegen ihre Rickshaws in Reih und Glied (siehe Foto) aufzustellen. Schon jetzt erkenne ich einige Gesichter von gestern. Die einzelnen Rickshaw-Maenner mich offensichtlich auch. Die Augen strahlen auf - sie winken mir zu, beruehren ihre Stirn, verbeugen sich. Ich sehe den Moslem, der mich angrinst und sein Ticket schwenkt. 
Vor der Tuer herrscht Chaos. Viele muessen zurueck geschickt werden, weil sie ihre Fahrgeraerte nicht dabei haben - die Nummer muss kontrolliert werden. Viele wiederum haben kein Ticket und werden leer ausgehen. Das ist schrecklich, aber nicht zu aendern. Es werde immer mehr und das Chaos scheint perfekt. Die Organisatorin des Projekts schafft es aber schliesslich, dass alle sich in Reih und Glied aufstellen - das geht nur mit viel Geschrei und Gestikulieren einher - klappt aber am Ende erstaunlich. Sie macht das bereits seit sieben Jahren und hat einen freundlichen, aber sehr bestimmten Umgang mit den Leuten. Fuenfhundert Maenner stehen Schlange fuer ein Weihnachtsgeschenk. Schliesslich werde sie in kleinen Trupps von etwa 25 rein gelassen. Jeder bekommt einen kleinen Sack mit einer Decke, einem Umschlagtuch, etwas zu Essen. Es scheint wenig zu sein, aber man sieht den Gesichtern an, dass es sehr viel ist. Dann setzten sich die Gruppen  der Maenner kurz um eine der Schwestern. Es ist eine sehr alte, sehr kleine Schwester, die schon seit den Anfaengen bei den MC's ist. Sie war die 17te Schwester die dem Orden beigetreten ist. Diese sammelt die Aufmerksamkeit der Maenner ohne Probleme und gibt ihnen in sehr kurzen Saetzen etwas von der frohen Bothschaft mit auf den Weg. Viel haben die Haende andaechtig gefaltet, nicken aufgeregt...manchen scheint es egal zu sein, die meisten hoeren aber mit sehr grossen Ohren zu. Es passiert ihnen  nicht oft, dass jemand sie anspricht, mit Respekt behandelt und ihnen etwas schenkt - ganz umsonst. Das Leben ist ein Kampf. Um jede Rupie muessen sie feilschen. Man merkt ihnen an, dass sie das nicht kennen, was hier passiert. Es ist etwas ganz besonderes.
Schliesslich endet die alte Schwester und die Maenner werden zurueck auf die Strasse entlassen. Beim raus gehen bekommt ein jeder ein Bild von Mutter Theresa und eine Wundertaetige Medaille in die Hand gedrueckt. Ich verteile die Medaillen. Und ich staune ueber die tiefen Reaktionen. Die Medaille wird haeufig gekuesst, an Stirn und Herz gehalten. Ich sehe Traennen. Wieder treffe ich viele, denen ich gestern das Ticket in die Hand gedrueckt habe...die Dankbarkeit in ihren Augen beruehrt mich tief, aber der nicht selten aufblitzende Schalk, der ebenfalls zu erkennen ist, freut mich krass.
Schwetser. Nr 17 bei der kurzen Bothschaft

Eine Schwester neben den Gaben



Es dauert ueber drei Stunden, bis die 500 Maenner durchgeschleusst sind.  Und ich werde das bestimmt niemals vergessen!

1 Kommentar:

  1. Liebe Isi
    Vielen Dank für deine schönen Berichte... Freue mich sehr darüber es hört sich ja alles sehr spannend an was du erlebst! Viele dicke küsse von deiner töni und dem Clemens

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