Mein Schatz. Wer oder was ist mein Schatz? Ich sehe bei den Worten "mein Schatz" immer Golum aus dem Herrn der Ringe. Gebeugt und verkrümmt windet er sich um den Ring und wimmert immerzu: "mein Schaaatz". Abhängig von der Macht und Ausstrahlung des Ringes. Unfähig den Blick auch nur für kurze Zeit auf etwas anderes zu richten. Ausgemergelt und halb wahnsinnig, als der Ring ihm genommen wird, jagt er ihm hinterher. Er MUSS den Schatz wieder haben. Sonst stirbt er.
Mt 13,44 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.
Auch Matthäus spricht von einem Schatz. Ein Schatz, der so überwältigend ist, dass der Mann, der ihn findet, alles andere aufgibt um diesen Schatz zu erwerben. Er MUSS ihn haben. Sonst stirbt er. Und er schreibt, dass der Auslöser für die Tat des Mannes Freude war. Aus Freude verkaufte er alles und erwarb den Acker. Freude! Nicht Gier. Nicht Habsucht. Freude.
Interessant ist, dass er den Schatz erst wieder vergrub, bevor er los zog, alles verkaufte und den Acker erwarb. Er musste sicher stellen, dass der Schatz ihm gehört. Er war bereit alles dafür hinzugeben. Ich bin ziemlich sicher, dass er, sobald er Eigentümer des Ackers war, den Schatz ausgegraben hat und seine Freude darüber mit allen geteilt hat, die um ihn waren. Und der Schatz hat sich vermehrt, je mehr er geteilt wurde.
Sir 20,30 Verborgene Weisheit und versteckter Schatz: was nützen sie beide?
Denn was nützt die Freude an einem versteckten Schatz? Wo liegt der Wert in der Schönheit, wenn sie niemand sieht? Dennoch musste der Mann erst sicher gehen, dass der Schatz ihm wirklich gehört. Erst dann konnte er ihn preisgeben, teilen, vermehren. Vielleicht ist das auch so mit Jesus Christus. Wenn ich ihn entdecke und diese unbändige Freude darüber mich überwältigt, dann muss ich mich - in der Stille und Verborgenheit meines Herzens ganz für ihn entscheiden. Sicher gehen, dass er mein ist. Um dann mein Herz zu öffnen und zu teilen, was es erfüllt. Denn er kann mir niemals mehr genommen werden.
Wo mein Schatz ist, da ist auch mein Herz.
Die Hl. Thérèse von Lisieux schreibt dazu:
AntwortenLöschenDie Braut des Hohenliedes sagt..., dass sie sich von ihrem Lager erhebt, um ihren Vielgeliebten in der Stadt zu suchen, doch vergeblich. Nachdem sie die Stadt verlassen hatte, fand sie den, den ihre Seele liebte (Hld 3,1-4). Jesus möchte nicht, dass wir, uns ausruhend, seine anbetungswürdige Gegenwart erfahren, und so verbirgt er sich... Oh! Welche Melodie für mein Herz hat dieses Schweigen Jesu. Er wird arm, damit wir ihm unsere Liebe beweisen können; er streckt uns die Hand entgegen wie ein Bettler, damit er uns am strahlenden Tag des Gerichts, wenn er in seiner Herrlichkeit erscheint, diese süßen Worte hören lassen kann: „Kommt ihr Gesegneten meines Vaters, denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben, ich war obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen, ich war im Gefängnis und krank, und ihr habt mir geholfen.“ (vgl. Mt 25,34-36). Jesus selbst hat diese Worte gesprochen und ihn selbst verlangt nach unserer Liebe, er bettelt darum, er verläßt sich, um es so zu sagen, gleichsam auf unsere Wohltätigkeit, er möchte nichts nehmen, wenn wir es ihm nicht geben...
Jesus ist ein verborgener Schatz, ein unschätzbares Gut, das nur wenige Seelen zu finden wissen, denn es ist verborgen, und die Welt liebt das, was glänzt. Ah! Wenn Jesus sich allen Seelen hätte zeigen wollen mit seinen unglaublichen Geschenken, so hätte es zweifelsohne keine einzige gegeben, die ihn verachtet hätte. Doch er will nicht, dass wir ihn seiner Geschenke wegen lieben – er selbst soll unser Lohn sein.
Um eine verborgene Sache zu finden, muss man sich selbst verbergen. Unser Leben muss also ein Geheimnis sein, wir müssen Jesus ähnlich werden, diesem Jesus, dessen Antlitz verhüllt war (vgl. Jes 53,3)... Jesus liebt dich mit einer Liebe, die so groß ist, dass du bei ihrem Anblick vor Glück verzückt wärest..., doch du siehst ihn nicht und leidest. Bald schon wird Jesus „sich ... erheben, um allen Sanftmütigen und Gebeugten auf der Erde zu helfen.“ (vgl. Ps 76,10).