Donnerstag, 26. Januar 2017

Ein Selbstversuch - JETZT


Das dritte Kapitel von Einfach Gebet ist überschrieben mit "Jetzt". Die Übung fordert einen erneut auf sich 15 min Zeit zu nehmen und einfach im hier und jetzt zu sein. Die 15 min schrecken mich nicht mehr ab und ich schaffe es recht schnell einfach 15 min zu Sein. Auch hier hilft mir die Krankenphase meines jüngsten Sohnes, da ich viel Zeit (weit mehr als 15 min) damit verbringe ihn auf dem Arm zu haben und einfach zu Sein. Ein Gedanke dazu:

Im Matthäusevangelium sagt Jesus "Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich." Und immer wieder hören wir, dass wir werden sollen wie die Kinder. Schon beim ersten Kapitel ist mir das durch den Kopf gegangen und ich dachte, dass die Übung 15 min Nichts zu tun mich wahrlich nicht näher daran bringt, wie ein Kind zu sein.
Denn Kinder tun IMMER etwas.
Und sie sind immer im JETZT.
Es interessiert sie nicht groß, was gestern war und an morgen denken sie auch nicht. Je Kleiner desto ausgeprägter. Sie wollen JETZT etwas zu essen, müssen JETZT gewickelt werden und wollen vor allem JETZT spielen und deine ganze Aufmerksamkeit. In den letzten Tagen habe ich mir das vor allem mit meinem Dreijährigen zu Herzen genommen und versucht viel Zeit mit ihm im Jetzt zu verbringen. Er hat mich auch mal überführt und mich liebevoll an unschöne Gewohnheiten erinnert, indem er gesagt hat: "Bitte leg das Handy jetzt weg, Mami." Ich habe mich ertappt gefühlt und meinen Vorsatz erneuert, das Handy nicht mehr so viel vor den Kindern zu nutzen, Und ich habe den Vorsatz erweitert, indem ich dem Leo die Erlaubnis gegeben habe, mich daran zu erinnern. Und das tut er auch. Ist das Handy dann mal auf den Schrank verbannt, spielt es sich ganz entspannt. Ob beim Karottensammeln im Rübenratz-Spiel oder beim "Linus fängt die grüne Raupe" haben wir wirklich schöne Zeit im Jetzt verbracht (ganz ohne Wecker oder 15 min im Auge zu haben.)

Und zum Schluss noch eine Episode zum zweiten Teil der Übung:

Es war letzte Woche, mitten in der Nacht, und Linus lag wimmernd auf meiner Brust und konnte einfach nicht in den Schlaf finden. Er hatte hohes Fieber und alles was ich zur Linderung tun konnte, hatte ich bereits getan und so blieb mir nur ihn zu halten. Ich war müde, konnte jedoch klarer weise auch nicht schlafen. Da habe ich mich des zweiten Schrittes der Übung entsonnen und mir vorgestellt, dass Jesus mit mir im Raum sitzt. Und ich habe begonnen mit ihm zu sprechen. Ich habe begonnen seine Heilung über Linus zu beten, habe ihm die Hände aufgelegt und innständig gebetet, weil er wirklich in einem erbarmungswürdigen Zustand war. Er wimmerte immer schlimmer und ich merkte, wie meine Worte langsam zornig wurden und dann hab ich Jesus all meinen Frust hingeknallt. Ich habe ihn gefragt, was ich denn falsch mache, warum er denn nicht JETZT eingreift, warum er einfach dasitzt und zusieht, wie mein Bübchen leidet. Ob das denn sein Wille sei? Es kam wirklich Verzweiflung, Müdigkeit und Frust aus mir heraus und schwappten zu ihm hinüber. Ich war gerade schon dabei, mich innerlich ganz schlecht zu fühlen und mir selbst Vorwürfe zu machen, weil ich meinen Herrn und Gott so angreife, als das letzte Wort aus meinem Mund fiel. Aber als ich alles gesagt hatte und wieder ruhig wurde, Linus noch immer wimmernd auf mir, hat sich plötzlich das Bild verändert:

Ich wusste mit einem Mal ganz klar: Nein - das ist nicht Gottes Wille. Denn Gott ist immer gut und sein Wille für uns ist gut. Aber wir leben in einer gefallenen Welt und so bricht sein Wille nicht immer durch. Ich konnte plötzlich sehen: Jesus war MIT mir in meinem Leid.  Er saß plötzlich nicht mehr am anderen Ende des Raumes und sah zu, sondern er hielt mich und meinen Sohn in seinen Armen und er weinte über jeden Schmerz und jede Verzweiflung, die ich spürte. Er war hier, hier und jetzt, und er war bereits dort gewesen und hatte es alles bereits selbst durchlitten. Ich wusste plötzlich, dass er mich versteht wie kein Anderer.

Das war echt toll!

Bis zum nächsten Kapitel Gottes Segen Euch!

Mittwoch, 18. Januar 2017

Ein Selbstversuch - Geheimnis

Linus versucht das Geheimnis zu lüften...

Da bin ich wieder. Früher als ich gedacht hätte, konnte ich mich dem zweiten Kapitel und der zweiten Übung annehmen. Das Kapitel ist überschrieben mit "Geheimnis" und es ist tatsächlich ein Geheimnis, dass wir einen Gott haben, der mir personell gegenübertritt und dem es ein tiefes Anliegen ist, mir zu begegnen und Beziehung zu mir zu haben. Aber dazu später mehr.

In der Übung werde ich aufgefordert mir Gedanken zu machen über mein Innen und mein Außen. Ich verwende gleich die Graphik im Buch und sammle, was ich denke, dass die Menschen, die Welt, meine Lieben sehen, wenn sie mir begegnen. Da gibt es vieles - von der Tochter, der Schwester, der Mutter, der Ehefrau angefangen, über die Schriftstellerin, die Freundin, die Zuhörende, die Gastgeberin, die am Morgen Grantige, die Starke, die Pünktliche, die Unsportliche; bis hin zu der, die fest im Glauben steht, auf Gott vertraut, gerne lacht, die glaubt sie kann singen und kochen und die schreiben kann...die Liste ließe sich endlos ausbauen. Ich habe festgestellt, dass es unzählige Außenansichten von mir gibt - je nachdem durch welche Augen ich versuche mich zu betrachten. Und dann kommt das Innen, was ich versuche in den kleinen Kreis zu quetschen, der kaum genug Raum bietet...
Ich stelle fest, dass vieles, was nach außen Sichtbar ist, auch mit meinem Innen übereinstimmt. Aber da ist noch mehr. Da sind meine Sehnsüchte und verborgenen Gedanken, da sind meine Zweifel und das ist auch etwas, was ich bisher so nicht wahrgenommen habe: Da ist die, die sich vor Gott manchmal verstecken will. Und gleichzeitig ist da eine Wahrnehmung, dass dieser Gott mich tatsächlich so mag wie ich bin - und mich schön findet. Das erschüttert mich immer wieder, aber Gott hat mir einen wundervollen Mann geschenkt, der mir eben diese Wahrnehmung immer wieder erfolgreich vermittelt und es mir so auch leichter macht anzunehmen, dass Gott mich so sieht und liebt und einfach unfassbar toll findet...irgendwann ist der Kreis voll und ich blättere eine Seite um und muss erstmal laut seufzen: Hätte ich mir ja denken können. Zu Beginn darf man sich nochmal 15 min ins Nichtstun begeben und die Hände öffnen.
Ha! Das kann dann ja eine Weile dauern.
Aber Gott ist gut und kann aus allem etwas Gutes machen. Während ich das zweite Kapitel schon auf die lange Bank schieben möchte, wird unser Jüngster krank. Er speit, hat Fieber und ist nicht gut beieinander. Eigentlich kommt er nur wirklich zur Ruhe, wenn er auf mir liegt und dort gemütlich vor sich hindämmert - was mich zum Nichtstun verdammt. Verdammt?
Während ich da so sitze und mich etwas gräme, dass ich so zu Nichts komme und mir überlege, was gerade alles liegen bleibt und gleichzeitig mein Herz zerschmilzt beim Anblick des leidenden Bübchens, stocke ich...ich komme zu Nichts, ich bin zum Nichtstun verdammt. Oder? Und dann muss ich grinsen und lache laut, was fast den Kleinen weckt und sage: Danke Jesus!!
Da versuche ich die ganze Zeit, Zeit zum Nichtstun zu finden und jetzt sitze ich hier und bekomme genau das. Jetzt muss ich nur noch die Hände öffnen und die Gedanken den Fluss runter schicken. Es ist eine Offenbarung. So habe ich in den letzten Tagen oft Gelegenheit bekommen mich im Nichtstun zu üben und während ich jetzt nicht nur mehr mir, sondern auch meinem Sohn beim Atmen zuhöre, gelingt es mir immer besser.

Dann bin ich am anderen Tag mit meinem Mann im Gebetsraum. Ich mache mir Ohropax rein betrachte etwas neidisch eine Mitschülerin vom Con, die schon seit einer Stunde vorne kniet und mit geradem Rücken, ganz entspannt Nichts tut. Aber dann komme ich zurück zu mir und versuche diesen Ort zu finden, von dem Johannes in dem Kapitel schreibt. Diesen Garten in mir selbst, an dem ich Gott begegnen kann. Ich schließe dazu die Augen und versuche diesen Garten irgendwie zu sehen.
Es gelingt mir nicht.
Alles was ich sehe sind rote und schwarze Nebelschwaden. Ich frage mich eh immer, was sie Leute wirklich meinen, wenn sie sagen, dass sie ein "Bild" haben...sehen sie das scharf? Wie gemalt oder fotografiert? Bei mir ist es meistens ziemlich nebelig und wenn ich etwas zu erkennen glaube, dann ist es nur der Hl. Geist, der meinem Versuch es zu beschreiben Sinn einhauchen kann...
Aber ich gebe nicht auf und schaue einfach in die Nebelschwaden. Ich weiß, dass es das Blut ist, welches durch meine Augenlieder fließt. Ich versuche mich auch nicht in irgendwelche Vorstellungen zu flüchten, sondern wirklich einfach nur nach innen zu gehen.

Und dann gelingt mir etwas, was nur sehr selten der Fall ist; Ich schließe auch meine inneren Augen.

Und plötzlich, für den Bruchteil einer Sekunde, bin ich dort. Ich stehe mit den Füssen in einem Bach, runde abgeschliffene Steine unter den Sohlen. Es ist irgendwie ein Gebirgsbächlein, ein paar größere Steine ragen aus dem Wasser und kleine Strudel bilden sich daran. Ich denke sofort an Staudamm bauen. Links von mir ist ein dunkler, dichter Tannenwald - nicht unheimlich, sondern vertraut. Auf der rechten Seite des Baches stehen nur ein paar Bäume, darunter satte grüne Wiese...
Das Bild ist so schnell verschwunden, wie es gekommen ist, aber ich weiß: das ist mein Garten. Ich habe erst einen winzigen Ausschnitt gesehen, aber der war genial. Das Wasser so frisch und kühl, dass man es sofort trinken möchte, die Luft angenehm warm, die Sonne scheint durch die Bäume und mit meinen Zehenspitzen spiele ich mit den abgeschliffenen Kieselsteinen...

Ich konnte bisher nur diesen einen Blick erhaschen, aber er macht Lust auf mehr. Und ich weiß, dass Johannes recht hat, wenn er sagt, dass Gott es genießt, wenn ich ihm diese Zeit schenke. Das kann ich spüren. Mein Herz ist schon ruhiger geworden in den letzten Tagen und ich weiß: Gott hat großes an mir getan.

Und ich habe schon richtig Lust aufs nächste Kapitel!
Seid gesegnet und bis Bald,
isi

PS: Es würde mich sehr interessieren, wie ihr dem Geheimnis näher kommt!

Montag, 16. Januar 2017

Ein Selbstversuch

Einfach Gebet

Das kleine, neue Buch von Johannes Hartl, "einfach Gebet" liegt auf meinem Nachttisch und wird mich die nächsten Wochen begleiten. Ich habe mir vorgenommen immer nur dann das nächste Kapitel zu lesen, wenn ich die Übung des vorangegangenen geschafft habe. Und ich will Euch auf diese Reise mitnehmen. Quasi als Selbstversuch.

Das Buch ist dünn und eigentlich dachte ich, da bin ich schnell durch.
Falsch gewettet.
Das erste Kapitel kommt mit der unscheinbaren Überschrift "Nichts" daher und die Übung fordert dazu auf, einfach mal 15 min nichts zu tun. Hinsetzen, Handy aus, Hände öffnen, nichts tun.
Das ist echt einfach, dachte ich mir und war schon fast versucht, gleich das zweite Kapitel zu lesen - weil 15 min nichts tun - das würde ich doch mit links schaffen und dann könnte ich die nächste Übung gleich mitmachen.
Ha!
Dann habe ich mich zusammengerissen, das Buch zugeschlagen und es erstmal versucht. Und bin dabei eingeschlafen. ungefähr bei Minute drei. Ich habe mich am nächsten Morgen auch gleich an der eigenen Nase gepackt, überführt und festgestellt, dass das eigene Bett vielleicht nicht der richtige Ort für diese Übung ist. 
Also weiter... 
Versuch zwei, drei, vier und fünf sind an meinen kleinen Buben gescheitert. Mami einfach Mal 15 min beim Nichtstun zusehen? Als ob das jemals vorgesehen gewesen wäre - da fällt doch dem einen sofort das wichtigste Buch zum Vorlesen ein und der andere bohrt unaufgefordert mit seinen Fingern in meinen Augen rum, just in dem Moment ist die Windel des Kleinen voll und der Große braucht jetzt unbedingt einen geschälten Apfel in Stückchen...und Schwupps  schon war eine Woche um und  meinen 15 min Nichtstun war ich noch keinen Schritt näher gekommen.
Dann sah ich meine große Chance: ich begleite meinen Mann ins Gebetshaus, Omami bleibt bei den Buben. Jetzt muss es klappen. In den vier Stunden Gebetsraum habe ich einige Versuche gestartet und bin kläglich gescheitert - an meinen eigenen Gedanken.
Puh! Das so viel in meinem Kopf vor sich geht und sich partou nicht abschalten lässt. Das hatte ich mir irgendwie einfacher vorgestellt...
Aber nicht aufgeben, denke ich und am nächsten Abend gleich nochmal. (Ein Hoch auf die Omami)
Aber auch diesmal lassen sich meine Gedanken nicht abstellen, auch wenn ich fleißig versuche sie gedanklich in Schiffchen zu setzen und den Fluss runter zu schicken. Immerhin schickt Gott mir einen Psalm: 116,7: Komm wieder zu Ruhe mein Herz, denn Gott hat Großes an Dir getan.
Der Psalm tut mir gut und ruft mir zwei Wahrheiten zu:
1, Das Herz des Menschen kommt immer aus der Ruhe - es wird umgetrieben von so vielem. Doch Gott ruft mir zu: Komm wieder zur Ruhe. In meine Ruhe. Es gibt diese Ruhe!
2, Gott hat tatsächlich Großes an mir getan. Und es ist gut, mir das jeden Tag neu in Erinnerung zu rufen.
Also denke ich: Loben zieht nach oben und Danken schützt vor Wanken und nutze die Zeit im Gebetsraum genau dafür. Da kann ich im Lob und Dank doch so einiges ans Kreuz werfen, was in meinen Gedanken so herumwirbelt. 15 min Nichtstun muss warten...

Schließlich finde ich mich in meinem Bett wieder, wo alles angefangen hat. Diesmal stelle ich einen Wecker - 15 min. Ich sitze aufrecht, die Hände offen auf meinem Schoss - Leo ist im Kindergarten und Linus schläft. Und da sitze ich dann und schicke meine Gedanken den Fluss runter. Und tatsächlich - langsam wird mein Kopf leiser, mein Herz ruhiger und ich höre mir selbst beim atmen zu. Ich höre mir einfach beim atmen zu. Das hilft. Und als der Timmer klingelt, ärgere ich mich fast, dass ich ihn gestellt habe, weil ich gerade so schön im Nichtstun angekommen war.
Aber dann rufe ich laut: Halleluja und freue mich echt darüber, was gerade geschehen ist...

Und morgen lese ich das zweite Kapitel und lasse Euch dann irgendwann wissen, wies weitergeht...nach dieser ersten Erfahrung kann ich nicht versprechen, dass es morgen sein wird 😏