Montag, 16. Januar 2017

Ein Selbstversuch

Einfach Gebet

Das kleine, neue Buch von Johannes Hartl, "einfach Gebet" liegt auf meinem Nachttisch und wird mich die nächsten Wochen begleiten. Ich habe mir vorgenommen immer nur dann das nächste Kapitel zu lesen, wenn ich die Übung des vorangegangenen geschafft habe. Und ich will Euch auf diese Reise mitnehmen. Quasi als Selbstversuch.

Das Buch ist dünn und eigentlich dachte ich, da bin ich schnell durch.
Falsch gewettet.
Das erste Kapitel kommt mit der unscheinbaren Überschrift "Nichts" daher und die Übung fordert dazu auf, einfach mal 15 min nichts zu tun. Hinsetzen, Handy aus, Hände öffnen, nichts tun.
Das ist echt einfach, dachte ich mir und war schon fast versucht, gleich das zweite Kapitel zu lesen - weil 15 min nichts tun - das würde ich doch mit links schaffen und dann könnte ich die nächste Übung gleich mitmachen.
Ha!
Dann habe ich mich zusammengerissen, das Buch zugeschlagen und es erstmal versucht. Und bin dabei eingeschlafen. ungefähr bei Minute drei. Ich habe mich am nächsten Morgen auch gleich an der eigenen Nase gepackt, überführt und festgestellt, dass das eigene Bett vielleicht nicht der richtige Ort für diese Übung ist. 
Also weiter... 
Versuch zwei, drei, vier und fünf sind an meinen kleinen Buben gescheitert. Mami einfach Mal 15 min beim Nichtstun zusehen? Als ob das jemals vorgesehen gewesen wäre - da fällt doch dem einen sofort das wichtigste Buch zum Vorlesen ein und der andere bohrt unaufgefordert mit seinen Fingern in meinen Augen rum, just in dem Moment ist die Windel des Kleinen voll und der Große braucht jetzt unbedingt einen geschälten Apfel in Stückchen...und Schwupps  schon war eine Woche um und  meinen 15 min Nichtstun war ich noch keinen Schritt näher gekommen.
Dann sah ich meine große Chance: ich begleite meinen Mann ins Gebetshaus, Omami bleibt bei den Buben. Jetzt muss es klappen. In den vier Stunden Gebetsraum habe ich einige Versuche gestartet und bin kläglich gescheitert - an meinen eigenen Gedanken.
Puh! Das so viel in meinem Kopf vor sich geht und sich partou nicht abschalten lässt. Das hatte ich mir irgendwie einfacher vorgestellt...
Aber nicht aufgeben, denke ich und am nächsten Abend gleich nochmal. (Ein Hoch auf die Omami)
Aber auch diesmal lassen sich meine Gedanken nicht abstellen, auch wenn ich fleißig versuche sie gedanklich in Schiffchen zu setzen und den Fluss runter zu schicken. Immerhin schickt Gott mir einen Psalm: 116,7: Komm wieder zu Ruhe mein Herz, denn Gott hat Großes an Dir getan.
Der Psalm tut mir gut und ruft mir zwei Wahrheiten zu:
1, Das Herz des Menschen kommt immer aus der Ruhe - es wird umgetrieben von so vielem. Doch Gott ruft mir zu: Komm wieder zur Ruhe. In meine Ruhe. Es gibt diese Ruhe!
2, Gott hat tatsächlich Großes an mir getan. Und es ist gut, mir das jeden Tag neu in Erinnerung zu rufen.
Also denke ich: Loben zieht nach oben und Danken schützt vor Wanken und nutze die Zeit im Gebetsraum genau dafür. Da kann ich im Lob und Dank doch so einiges ans Kreuz werfen, was in meinen Gedanken so herumwirbelt. 15 min Nichtstun muss warten...

Schließlich finde ich mich in meinem Bett wieder, wo alles angefangen hat. Diesmal stelle ich einen Wecker - 15 min. Ich sitze aufrecht, die Hände offen auf meinem Schoss - Leo ist im Kindergarten und Linus schläft. Und da sitze ich dann und schicke meine Gedanken den Fluss runter. Und tatsächlich - langsam wird mein Kopf leiser, mein Herz ruhiger und ich höre mir selbst beim atmen zu. Ich höre mir einfach beim atmen zu. Das hilft. Und als der Timmer klingelt, ärgere ich mich fast, dass ich ihn gestellt habe, weil ich gerade so schön im Nichtstun angekommen war.
Aber dann rufe ich laut: Halleluja und freue mich echt darüber, was gerade geschehen ist...

Und morgen lese ich das zweite Kapitel und lasse Euch dann irgendwann wissen, wies weitergeht...nach dieser ersten Erfahrung kann ich nicht versprechen, dass es morgen sein wird 😏

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