Mittwoch, 14. April 2010

Textversuch - Grauenszenario

Die Tage der großen Liebe sind vorbei und der Mensch begibt sich in eine Wüste. Die Wüste besteht aus Sand, Dünen, Steinen und trockener, staubiger Luft. Der Durst stellt sich schnell ein und verlässt einen nimmermehr. Ab und an sieht man ein Trugbild, eine Fatahmorgana, und lechzend schmeißt man sich in die nichtvorhandene Oase. Hat man den Mund schon voll und reichlich Staub geschluckt, ruckt man auf und das tränende Auge sieht nichts als ewig gleich bleibenden Sand. Der Hals ist nun vollends aufgeraut und es bleibt nicht genug Flüssigkeit im Körper, um dem Heulkrampf Platz machen zu können. Die Augen sind rot umrandet und schöner wird man auch nicht in dieser trostlosen Einöde. Die Haut beginnt eine sonnenverbrannte, lederähnliche Textur anzunehmen und die Bewegungen werden von Tag zu Tag müder und ausgelaugter. Des Nachts krümmt man sich in einer Düne zusammen und schlottert am ganzen Lieb, weil nichts Schutz bietet vor der bitteren Kälte der Wüstennacht. Die Kälte kriecht einem bis auf die Knochen und wüsste man nicht um das Grauen des Tages, würde man sich nach den wärmenden Strahlen der Sonne sehnen. Die Lippen werden spröde und reißen schmerzhaft auf. Die Haare werden strohig und eines Morgens muss man feststellen, dass sie schlohweiß geworden sind. Die Hoffnungslosigkeit der Situation hat ihren Tribut gefordert. Die Fingernägel sind schon ganz und gar brüchig und die einst fleischuntersetzte Haut schlottert nur mehr so um die schmerzenden Knochen. Die Haut hat Flecken bekommen, die ein viel höheres Alter verkünden, als man tatsächlich Jahre auf den Schultern trägt. Die Blüte der Jugend ist verwelkt und die Umstände haben zerstört, was einst frisch und lieblich gewesen ist. Schließlich kann man sich nicht aufraffen und auch der letzte Wille ist gebrochen. Man kauert sich ein letztes Mal zusammen, schlingt die Arme um die mageren Reste des eigenen Körpers und gibt einfach auf. Die Gedanken können sich nicht mehr auf ein Ziel konzentrieren, sie schwirren wirr und erschreckend durch den eigenen Kopf. Man nimmt sich selbst kaum mehr wahr und ist selbst zu schwach, um sich das Sterben zu wünschen. Man nimmt einfach hin und wartet, wartet, wartet…auf das Ende.

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