Freitag, 22. Juli 2011

Schwimmen im Regen:

Gesternabend hat die Omama gesagt: „Das Wasser ist warm, es gibt keine Ausreden“. Man muss dazu sagen, dass meine Omama auf achzig ist und seit vielen Jahrzehenten jeden Morgen schwimmen geht – komme was wolle. Sie ist da einer der konsequentesten Menschen, die ich kenne. Das einzige, was sie abhalten kann ist eine frisch vom Frisör geföhnte Frisur, die für eine Abendveranstaltung halten muss. Und auch diese hält sie nur ab, wenn es regnet, weil sie sonst mit hoch erhobenem Kopf schwimmt und ihre Haare nicht ein klitzekleines bisschen nass werden. Das muss man erstmal schaffen. Ich persönlich bekomme immer einen steifen Nacken, wenn ich so aufrecht schwimme. Und meine Haare werden IMMER nass – auch wenn ich mich darauf konzentriere, sie trocken zu lassen.
Heute Morgen bin ich bereits von den Regentropfen am Fenster aufgewacht und habe mich noch einmal tief unter die Bettdecke verkrochen. Da friert es einen ja schon, wenn man nur darüber nachdenkt. Bei Regen ist das eigene Bett immer noch viel verlockender, als an Nicht-Regen Tagen. Aber dann habe ich mir einen Ruck gegeben und gedacht: Nässer wird’s dadurch auch nicht. Also bin ich aufgestanden und schwimmen gegangen. Den Bademantel hätte ich kaum anziehen brauchen. Aber nur im Badeanzug laufe ich nicht gerne durchs Dorf. Direkt an der Hauswand vom Schloss bleibt bei Regen ein kleiner trockener Streifen, wo ich meine Schuhe abstellte und den Bademantel an den Hacken hängte. Dann bin ich ins Wasser gestiegen. Manchmal springe ich auch hinein. Das ist eigentlich besser. Weil es schneller geht. Wenn man über die Treppe einsteigt, dann hat man immer das berühmte Bauch-Problem. Der Bauch – also zumindest mein Bauch – ist besonders empfindlich. Auf Kälte. Und vor allem auf nasse Kälte. Also auf kaltes Schwimmbadwasser. Und das könnte wahrscheinlich auch nur paar Grad unter der Bauch-Temperatur liegen. Hat man den Bauch mal eingetaucht, dann ist der Rest kein Problem. Egal – wir waren ja beim Schwimmen im Regen.
Es war kälter als ich erwartet hatte. Und es war herrlich. Ganz flach durchs Wasser schwimmend ist es, als wäre man Riese im Vulkan-Land. Es gibt doch diese Kaffee-Werbungen, wo ein letzter Tropfen in die Tasse fällt und dann ein kleiner Vulkan aufspritzt bzw. ein perfekter Tropfen – vielmehr ein kleiner Wasserball - für einige, ganz winzige Augenblicke aus dem Wasser nach oben steigt und in der Luft hängen bleibt. Tausend solcher perfekter kleiner Wasserbälle waren da heute um mich rum. Wunderschön. Wenn man ganz ruhig schwimmt, die Augen genau auf Wasseroberflächenhöhe, dann bekommt man ein ganz unwirkliches Gefühlt. Die Tropfen und kleinen perfekten Wasserbälle bestimmen das ganze Bild.
Das Wasser im Schwimmbecken hat dieses ganz bestimmte Blau – so ein spezielles Schwimmbecken- blau. Natürlich ist nicht das Wasser blau, sondern die Schwimmbadfolie. O.k. Das Wasser scheint blau. Und dadurch scheinen auch die Tropfen, die in der Luft hängen bleiben, von diesem blau zu sein. Eine blaue Vulkan-Welt. Und auch wenn man die Tropfen in der Luft schweben sehen kann – für ganz wenige Millisekunden, so gelingt es doch nicht den Moment zu erhaschen, in dem sie fallen. Sie sind dann einfach wieder verschwunden. Ins Wasser eingetaucht. Nie wieder in genau dieser Konstellation zu finden. Das ist der einzigste und wunderbarste Moment im Leben so eines kleinen Wasserballes.
Solche Gedanken kommen einem auch nur, weil die ganze blaue Vulkan-Welt so unwirklich scheint. Also steige ich mit einem Schwung wieder aus dem Becken aus, trockne mich mit einem halb-nassen Badetuch ab und wandere den Weg – barfuss – denn ich will nicht nassen Fußes in meine Schuhe schlüpfen – wieder hinauf zum Schlösschen. Nach so einem wirren Ausflug ins Wasser-Vulkan-Tropfen-Land habe ich mir ein Frühstück verdient!!!

1 Kommentar:

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