Dienstag, 7. September 2010

Gedanken zu: Evangelium nach Lukas 6,6-11.


An einem anderen Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Dort saß ein Mann, dessen rechte Hand verdorrt war. Die Schriftgelehrten und die Pharisäer gaben acht, ob er am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Er aber wußte, was sie im Sinn hatten, und sagte zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Der Mann stand auf und trat vor. Dann sagte Jesus zu ihnen: Ich frage euch: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zugrunde gehen zu lassen? Und er sah sie alle der Reihe nach an und sagte dann zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er tat es, und seine Hand war wieder gesund. Da wurden sie von sinnloser Wut erfüllt und berieten, was sie gegen Jesus unternehmen könnten.

Du sollst den Sabbat heiligen. Das ist eines der zehn Gebote. Für uns Christen heißt es - du sollst den Sonntag heiligen. Doch was heißt in diesem Zusammenhang "heiligen"? Jesus macht es an dieser Stelle sehr klar: Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht der Mensch für den Sabbat. Man soll Gutes tun, nicht Schlechtes. Vor allem aber macht er eines klar: Man darf das Regelwerk der Gesetze nicht über die Beziehung zu einen Menschen stellen.
Ich habe als Kind gelernt, dass man am Sonntag in die Kirche gehen muss! Und wenn man es nicht schafft, dass man das dann beichten muss. Es hat viele, viele Jahre gebraucht bis ich begriffen habe, dass es genau anders herum ist. Dass ich am Sonntag in die Kirche gehen darf. Das mir der Sonntag diese Möglichkeit schenkt, um meine Beziehung zu Gott zu pflegen. Dass es ein Segen für mich ist in die Messe zu gehen. Und das ich nicht zur Beichte gehe, weil ich nicht in der Messe war, sondern weil es einen und tausend Gründe gegeben hat, die mich in meiner Beziehung zu Gott von ihm entfernt haben.
Ich glaube, dass wir Katholiken sehr oft dazu tendieren uns zu sehr dem Regelwerk zu unterstellen. Ich stelle nicht in Frage, dass es für mich wichtig und extrem förderlich war als Kind in die sonntägliche Kirche zu müssen. Weil sich so meine innere Uhr darauf eingestellt hat. Aber zu begreifen, dass ich die Freiheit habe, war großartig. Und vor allem - dass ich hinsehen soll, was dran ist! Und es nicht zu tun, NUR weil es das Gesetz verlangt. Seitdem zieht es mich eher in die Messe, als dass ich mich geschoben fühle. Ich glaube, dass die Gesetze richtig und wichtig sind. Aber ich bin auch überzeugt, dass wir in vielen Fällen unseren Blickwinkeln darauf verändern müssen um zu erkennen, weshalb es diese Gesetze gibt und warum sie uns zum SEGEN gereichen, wenn wir sie als Geländer nutzen. Das es aber auch Situationen gibt, wo wir ohne Geländer frei laufen dürfen und müssen. Damit diese Regeln nicht das bestimmende Element werden. 
Ein Beispiel: Ich kann mich jeden Tag ärgern und mit mir unzufrieden sein, weil ich die Gebete, die ich mir vorgenommen habe, mal wieder nicht geschafft habe. Dann bin ich unzufrieden, schlecht gelaunt im Zweifel, habe schlechtes Gewissen und habe sie dennoch nicht geschafft. Weil ich glaube, dass ich es schaffen MUSS, weil Gott sonst unzufrieden ist. Wie aber ist es, wenn ich lerne, dass ich in jeder Situation beten kann, Gott immer ansprechen kann und es für meine Beziehung zu ihm gut tut mir Zeiten zu nehmen und mich ihm zuzuwenden? Zu lernen, dass ich mich durch meine Verärgerung und meine Unzufriedenheit weit mehr von ihm entferne, als durch die Tatsache, dass ich meine Gebete versäumt habe? 
Gott ist gut! Und er meint es gut mit uns. Und ich glaube, dass er jedem ganz persönlich einen Weg zeigt, wie er mit ihm in Kommunikation treten möchte. Dazu sind die Traditionen und Regeln wichtig und gut - sie sind das Geländer, dass uns stützt. Wie die Buchstaben, die uns Sprechen lehren. Aber wir dürfen auch frei laufen!

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